Die Auswirkungen von Corona auf den Immobilienmarkt

22. März 2020

Aufgrund einiger Anfragen möchten wir heute über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Immobilienmarkt sprechen. Um uns einen Überblick zu verschaffen, haben wir in den letzten Tagen mit Personen aus verschiedenen Immobilienbereichen gesprochen und die folgenden zwei Fragen gestellt:

Welche Auswirkungen hat die Pandemie bereits jetzt auf den Immobilienmarkt?

Was bedeutet die Krise für die Entwicklung der Immobilienpreise?

Die erste Antwort haben wir von dem Finanzierungsexperten Michael Achterfeld vom Baugeldzentrum Rhein-Ruhr erhalten.
„Wir merken schon jetzt, dass die Anfragenzahl im Finanzierungsbereich aufgrund der vorherrschenden Unsicherheit etwas zurückgeht. Ich gehe davon aus, dass wir trotz weiter gesunkener Zinsen einen leichten Rückgang der Immobilientransaktionen erleben werden. An einen Preisverfall im Immobiliensektor glaube ich allerdings nicht. Eine weitere Preissteigerung brauchen Immobilienbesitzer in den nächsten Monaten aber auch nicht erwarten. Eine Finanzierung sollte in diesen Tagen gut geplant werden. Hier sind gute Kommunikation und enge Zusammenarbeit mit der finanzierenden Bank das A und O.“

Das zweite Statement kommt von Robin van Oepen, Makler und Ansprechpartner für Immobilienakquise.

„Seit einigen Tagen achten wir bei Besichtigungsterminen darauf, dass wir uns nur noch mit wenigen Leuten gemeinsam in einer Wohneinheit aufhalten und angemessenen Abstand zueinander einhalten. Trotzdem werden immer mehr Besichtigungstermine von Interessenten abgesagt. Gestern habe ich eine Kundin zu ihrem Notartermin begleitet. Auch hier herrscht eine ungewohnte Atmosphäre, wenn man mit 1,5m Abstand zueinander am Tisch sitzt.

Einen kurzfristigen Preissturz im Bereich Wohnimmobilien halte ich für unwahrscheinlich. Anders als bei den Kapitalmärkten schlagen sich konjunkturelle Krisen in der Regel erst verzögert auf den Wohnimmobilienmarkt nieder. Es ist also möglich, dass ein Preisrückgang noch im Laufe des Jahres erfolgt. Ich denke aber eher, dass nur die Anzahl der Transaktionen zurückgeht und das Preisniveau stabil bleibt. Anders sieht es bei Gewerbeimmobilien aus. Einige Mieter werden hier in nächsten Monaten Probleme haben, die Monatsmiete zu bezahlen. Hier sollten sich Vermieter und Mieter schnellstmöglich an einen Tisch setzen und versuchen, eine Lösung zu finden, mit der beide Parteien die Krise überstehen.“

Die dritte Antwort kommt von Denis Limberg, Experte für Finanzen und Immobilien als Kapitalanlage.

„Unsere Branche ist leider von den aktueller Situation besonders betroffen. Wir leben vom Kundenkontakt und das persönliche Gespräch ist hier noch immer der Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation. Aufgrund der neusten Entwicklungen finden aktuell keine persönlichen Termine mehr statt. Stattdessen werde ich in den nächsten Monaten ausschließlich auf Videoberatung umsteigen, was super angenommen wird. Die Technik funktioniert mittlerweile sehr gut und lässt sich überall unkompliziert einrichten. Diese Vorgehensweise empfehle ich aktuell auch meinen Kollegen und Mitarbeitern.

Die Interessenten in unserem Coachingprogramm sind aktuell noch am Ball und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Natürlich möchten wir uns an die Vorgaben und Ratschläge der Politik halten, was die Objektakquise aber deutlich erschwert.

Mit einem Preissturz bei Wohnimmobilien rechne ich aktuell nicht. Die Zinsen bleiben nun erst recht niedrig und die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist weiterhin sehr hoch.“

Als Nächstes folgt die Reaktion von Aziz Khali aus der Baubranche.

„Ich achte im Kontakt auf der Baustelle auf einen ausreichenden Abstand zu den Kunden und Kollegen. Einen Rückgang der Anfragen sehe ich aktuell noch überhaupt nicht. Das liegt aber sicherlich auch daran, dass die Auftragsbücher vieler Handwerker in den letzten Wochen ohnehin schon gut gefüllt waren.

Bei der Frage nach den Immobilienpreisen bin ich nicht der richtige Ansprechpartner,“

Als letztes haben wir mit einer Bankmitarbeiterin gesprochen, die Gewerbekunden betreut.

„Ich habe in den letzten Tagen viele Anrufe von aufgewühlten Kunden erhalten, deren Geschäft durch die Auswirkungen der Pandemie jetzt schon massiv beeinträchtigt ist. Ich versuche die Kunden natürlich erstmal zu beruhigen und von Kurzschlussreaktionen wie der Kündigung des gewerblichen Mietverhältnisses abzuhalten. Da wir bis jetzt noch nicht wissen, wie die entsprechenden Konjunkturprogramme im Detail ausgestaltet werden, müssen wir jetzt von Tag zu Tag gucken, wie sich die Lage entwickelt.

Ich rechne mit größeren Problemen im Bereich der Gewerbeimmobilien, insbesondere im Einzelhandel. Man muss jetzt hoffen, dass die Politik auch kleineren Gewerbetreibenden unbürokratisch unter die Arme greift.

Bei Wohnimmobilien wird die aktuelle Marktlage vermutlich erstmal eingefroren. Die wirtschaftliche Unsicherheit lässt Käufer und Verkäufer erstmal verharren.“

Das waren erstmal die Stimmen zu den aktuellen Entwicklungen am Immobilienmarkt.

Fazit: In einigen Bereichen gibt es schon spürbare Veränderungen am Immobilienmarkt. Einen Preissturz befürchtet man aktuell noch nicht. Im Bereich Wohnimmobilien wird ein kurzfristiger Rückgang der Immobilientransaktionen prognostiziert, allerdings bei stagnierenden Preisen. Im Bereich Gewerbeimmobilien scheint die Entwicklung jetzt maßgeblich von den angekündigten Konjunkturprogrammen der Bundesregierung abzuhängen.

Laut dem Finanzdienstleister Springnetter sind die Preise für Häuser und Wohnungen in den zehn größten deutschen Städten bislang stabil geblieben. (Springnetter ist einer der größten Anbieter von Immobiliensoftware in Deutschland)

Wir werden Euch in den nächsten Wochen zu diesem Thema auf dem Laufenden halten.
Wenn ihr mehr Informationen zu Thema haben wollt, folgt uns!